Ein Blick hinter die Kulissen: Design Systeme
In der modernen digitalen Welt geht es längst nicht mehr nur darum, einzelne Designs für Webseiten oder Apps zu erstellen. Die Herausforderung besteht darin, Systeme zu entwickeln, die über viele Projekte hinweg konsistente, anpassbare und skalierbare Lösungen bieten. Hier kommen Design Systeme ins Spiel. Norbert Gilles und Milena Gilles, Expert*Innen in der digitalen Produktentwicklung, haben in einem Interview mit uns die Bedeutung und den Nutzen solcher Systeme ausführlich beleuchtet.
Kontakt: Norbert Gilles, Geschäftsführer giinco GmbH (LinkedIn)
Was macht ein Design System aus?
Ein Design System ist nicht nur eine Sammlung von wiederverwendbaren Komponenten wie Buttons, Typografie oder Farben. Es ist vielmehr ein tiefgreifendes Netzwerk von miteinander verknüpften Elementen, die zusammen für Konsistenz in der visuellen Gestaltung und Nutzererfahrung sorgen. Ein entscheidender Vorteil: Änderungen, die an einer Stelle vorgenommen werden, wirken sich auf das gesamte System aus. So können Unternehmen, die viele Anwendungen entwickeln, sicherstellen, dass alles einheitlich aussieht und funktioniert.

Welche Vorteile bietet ein Design System
Für Unternehmen mit zahlreichen digitalen Produkten bietet ein Design System einen enormen Effizienzgewinn. Statt bei jedem neuen Projekt bei null zu beginnen, können definierte Designelemente wiederverwendet werden. Ein einmal festgelegter Button-Stil oder ein Farbschema kann über sämtliche Produkte hinweg zum Einsatz kommen, was nicht nur Zeit spart, sondern auch die Entwicklungskosten senkt.
Norbert Gilles betont: „Wenn wir ein System bauen, gehen wir davon aus, dass es viele Anwendungsfälle innerhalb eines Unternehmens gibt. So können beispielsweise 10, 15 oder sogar mehr Applikationen entwickelt werden, die alle auf demselben Designfundament basieren.“ Dies ermöglicht nicht nur eine schnellere Entwicklung, sondern auch eine einfachere Anpassung bei Änderungen im Corporate Design.
Was macht Design Systeme so effizient?
In den letzten Jahren haben Tools wie Figma dazu beigetragen, dass Design und Entwicklung enger zusammenarbeiten können. Durch die Einführung von Design Systemen können Designer*Innen ähnliche Logiken wie Entwickler*Innen verwenden, um visuelle Elemente in Form von wiederverwendbaren Modulen zu gestalten. Dieser Ansatz bringt das Beste aus beiden Welten zusammen: kreatives Design und technische Effizienz.
Die Evolution in der Designpraxis ermöglicht es Teams, nicht nur schneller zu arbeiten, sondern auch flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Ein Design System sorgt dafür, dass sich Änderungen, die in der Entwicklungsphase vorgenommen werden, automatisch auf alle zugehörigen Produkte auswirken, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet.
Für wen sind Design Systeme besonders interessant
Besonders wertvoll sind Design Systeme für große Unternehmen, die global agieren und eine Vielzahl von Anwendungen und Benutzeroberflächen betreiben. Durch die Verknüpfung von Komponenten in einem System wird sichergestellt, dass Änderungen wie eine neue Farbgebung oder Typografie mit minimalem Aufwand über alle Produkte hinweg angepasst werden können. Dies ist nicht nur aus Effizienzgründen wichtig, sondern auch für die Wahrung der Markenidentität.
Norbert Gilles beschreibt, wie durch Design Systeme in großen Konzernen mit vielen Tochtergesellschaften oder internationalen Märkten Effizienz gesteigert wird: „Mit einem einzigen System können wir Applikationen für verschiedene Märkte erstellen und durch den Austausch von sechs oder sieben Farben eine völlig neue Marke schaffen – alles auf derselben technischen Grundlage.“
Wie verändert ein Design System die Arbeitsweise von Designern?
Ein Design System einzuführen, erfordert eine Umstellung in der Denkweise. Insbesondere für Designer, die bisher gewohnt waren, Elemente individuell zu gestalten, kann es eine Herausforderung sein, die systematische Herangehensweise zu adaptieren. Es braucht ein tiefes Verständnis dafür, wie die einzelnen Komponenten miteinander verknüpft sind und welche Auswirkungen Änderungen an einer Stelle auf das gesamte System haben.
Für junge Designer*Innen ist es oft schwer, den Einstieg zu finden, da das Arbeiten mit Design Systems ein hohes Maß an strukturellem Denken erfordert. Es ist wichtig, dass Designer*Innen lernen, in größeren Zusammenhängen zu denken und ihre kreativen Ideen in das System einzubinden, ohne dabei die technische Machbarkeit aus den Augen zu verlieren.


Welche Chancen siehst du für Design Systeme künftig?
Die Zukunft von Design Systemen ist vielversprechend. Norbert Gilles und seine Kollegin sehen eine Weiterentwicklung in Richtung eines Design Management Systems, das ähnlich wie ein Content Management System (CMS) funktionieren könnte. Dies würde es Designer*Innen ermöglichen, noch mehr Kontrolle über die Gestaltung zu übernehmen, ohne auf die technische Unterstützung von Entwickler*Innen angewiesen zu sein. Diese Entwicklung könnte die Arbeit sowohl für beide Parteien vereinfachen und beschleunigen.
Unser Fazit
Design Systeme haben sich als unverzichtbares Werkzeug für die digitale Produktentwicklung etabliert. Sie bieten nicht nur Konsistenz und Effizienz, sondern auch die nötige Flexibilität, um große Projekte schnell und kostengünstig zu realisieren. Durch die enge Verzahnung von Design und Entwicklung ermöglichen sie es Unternehmen, ihre Produkte auf einem hohen Qualitätsniveau zu halten, ohne bei jeder neuen Anwendung von vorne beginnen zu müssen.
Für Designer*Innen, Entwickler*Innen und Unternehmen gleichermaßen bieten Design Systeme die perfekte Balance zwischen kreativer Freiheit und technischer Präzision.